|
|
|
|
Der Teilnehmer- / Tischmünzer 55.
Der hier abgebildete Apparat stammt von Hagenuk, Baujahr 1960.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Ein solcher Apparat wirkt heute sicherlich etwas eigenartig, ungewöhnlich in jedem Fall. Ein Münzfernsprecher, der beim Teilnehmer, also beim Kunden aufgestellt wurde und dann noch in Tischbauform. Damit aber noch nicht genug der Skurrilitäten, per Münzgeld konnte man nur Ortsgespräche damit führen und der Teilnehmer selbst hatte im Prinzip nichts davon, da er pro Ortsgepräch die 20 Pfennig bekam, die ihm ja auch dafür in Rechnung gestellt wurden, mehr nicht, also keine “Gewinnbeteiligung”. Es war wohl mehr als eine Art Service am Kunden zu sehen, da die Apparate oft in Gaststätten, Hotels u.ä. Betrieben aufgestellt wurden, wo sich die Gäste dann z.B. damit ein Taxi rufen konnten oder zuhause Bescheid sagen, “dass es etwas später wird.” Da aber zu dieser Zeit längst noch nicht jeder ein Telefon hatte, war es natürlich auch ein (willkommener) Grund mal die Gaststätte aufzusuchen (... ich geh mal telefonieren....). Und so machte der Wirt dann eben durch die dadurch anfallenen “Zusatzbierchen” seinen Umsatz.
Im Gerät ist ein aufwendiger und seinerzeit extrem teurer Sperrnummernschalter eingebaut, der beim Telefonieren über Münzen die 0 (Ferngespräche) als erste Ziffer sperrte.
|
|
|
|
Weiterhin konnte man durch Einlegen / Wegnehmen von Brücken auch die 9, die 8 oder bestimmte 99, 98, 89 - Kombinationen als erste Ziffer sperren, weil es damals noch einige Orte gab, wo man mittels sogenannter Bezirks - Fernwahlnummern einige nahgelegene andere Ortsnetze über solche Kurzfernwahlen erreichen konnte, was ja mit den 20 Pfennig - Gebühren nicht abgedeckt gewesen wäre.
Beim Blick von der linke Seite erkennt sehr schön, den Geldeinwurf, wo man zwei 10 Pfennig - Münzen übereinander exakt einlegen konnte, dann wurde die gewünschte Rufnummer angewählt und sobald sich der angerufene Teilnehmer meldete, musste man den silbernen Schiebegriff nach rechts schieben (in Richtung des feststehenden schwarzen Griffs), worauf das Geld vorbei an einem einfachen Münzprüfsystem und dessen Kontakten in die Kassen - Schublade darunter befördert wurde. Dann konnte man mit dem Angerufenen sprechen. Betätigte man diesen Kassiermechanismus nicht auf diese Weise, konnte man den angerufenen Gesprächspartner an der anderen Seite zwar hören, aber nicht mit ihm sprechen, weil der “Geldkontakt” des Münzprüfers die Sprechkapsel nicht anschaltete, wenn kein Geld kassiert wurde, also war ein Gespräch nicht möglich.
|
|
|
|
Der schwarze Knopf auf der anderen Seite des Geldschachts diente nur als Gegenlager für den Zeigefinger, damit man mit dem Daumen den Geldschiebeknopf besser zuschieben konnte, ohne dass gleich der ganze Apparat verrutscht. Normalerweise war die Fingerlochscheibe natürlich auch in schwarz, an dem mir vorliegenden Apparat wurde die wohl im Laufe seines Lebens mal gegen
|
|
|
|
|
die elfenbein - weisse Ausführung ausgetauscht, wie sie normalerweise nur am weissen W 48 / W 49 zu finden ist. Wahrscheinlich hatte bei einem früheren Fehler im Lauf des aktiven Apparatelebens ein Entstörer gerade keine andere im Wagen.
Was man sehr schön in der Ansicht der rechten Apparateseite sieht, ist das Schaltschloß vorne, wozu ein separater Schlüssel mitgeliefert wurde. Den Schlüssel dazu hatte natürlich nur der Anschlußinhaber und damit konnte man den Apparat freischalten, so dass man ohne Geldeinwurf damit telefonieren konnte und natürlich auch Ferngespräche damit führen konnte. Das Umdrehen dieses Schlüssels machte also aus dem Tischmünzer einen ganz normalen Telefonapparat.
Der mechanische Aufbau ist auch etwas ungewöhnlich. Der breite untere Gehäuseteil mit Münzeinwurf, Geldkassette und Schaltschloß ist aus schwarz lackiertem Eisenblech, der obere Aufsatz zum Nummernschalter hin, sowie Gabel und Handapparat sind aus Bakelit, genau wie beim W 48. Die innere Verarbeitung muss man als sehr stabil bezeichnen.
|
|