|
|
Mit moderner Elektronik lässt sich eine Anlage mit vergleichbaren Funktionen heute in einem ganz normalen Telefonapparat gleich mit unterbringen oder bestenfalls in einem kleinen Wandbeikasten. Dabei nehmen die Anschlußfelder mit ihren Kabelzuleitungen heute mehr Platz in Anspruch, als die Technik selbst. Damals war das anders. Um mit normalen, postüblichen Relais solch eine Anlage zu realisieren, war eben dieser große Material- und Platzaufwand notwendig. Der enorme Aufwand führte natürlich auch dazu, dass derartige Anlagen damals richtig teuer waren, zumal diese Anlagen, gemessen an heutigen Maßstäben, in recht geringen Stückzahlen produziert wurden. Für den gleichen Betrag, den eine solche Anlage nicht als Postanlage, sondern als Kaufanlage kostete, bekam man auch schon locker einen guten Mittelklassewagen im Neuzustand. Die Regel war aber, dass solche Anlagen von der Post gemietet wurden, zu einer entsprechend hohen Monatsgebühr, die allerdings damals auch wirklich das sogenannte Komplett - Sorglos - Paket beinhaltete, dh. wenn eine Störung auftrat, egal ob in dem Zwischenumschalter, an den Apparaten oder den dazwischen liegenden Leitungen, dann wurde das vom Fernmeldedienst der Post kostenlos repariert. Rechnungen gabs nur dann, wenn z.B. festgestellt wurde, dass Fehler durch fahrlässige Behandlung der Anlage entstanden waren (z.B. Blumenwasser in der Anlage, zersprungene Gehäuse von Apparaten z.B. durch Hinfallen desgleichen usw.). Auch steckte in den Postanlagen eine enorme Vorarbeit in der Qualitätssicherung. Beim Fernmeldetechnischen Zentralamt in Darmstadt wurden für jede Anlage, für jeden Apparat extrem strenge Qualitätsrichtlinien erarbeitet, wie sie bei heutigen normalen Telefonapparaten und -anlagen undenkbar wären. Somit relativiert sich der seinerzeit augenscheinlich hohe monatliche Preis wieder. Nicht zuletzt daher funktionieren diese alten Anlagen auch heute nach 40, 50 und noch mehr Jahren noch. Es ist wohl kaum zu erwarten, dass die heutigen Billig - Plastikanlagen nach solch einer Zeit noch brauchbar sein werden. Entweder hat sich bis dahin die Software der Geräte schon verflüchtigt und “verhakt” oder die teils doch minderwertige Restmechanik schon längst die Segel gestreckt. Genau solche Effekte gab es damals bei diesen Postgeräten nicht, da konnte man durchaus sagen, das Qualität eben ihren Preis hat.
|